Equalizer – Arten, Konzepte und Arbeiten im Mix
Der Equalizer (EQ) gehört neben Kompressor, Hall und Delay zu den wichtigsten Werkzeugen in der Audioproduktion. Er gibt dir Zugriff auf das Frequenzspektrum eines Signals – zum Korrigieren, Formen und Gestalten. In der Rockmöhre setzen wir EQs bewusst und musikalisch ein: so viel wie nötig, so wenig wie möglich.
1) Konzepte & Schaltungen
Moderne EQs basieren im Kern auf drei Konzepten – mit unterschiedlichen Klangeigenschaften und Einsatzzwecken:
- Passiver EQ (minimalphasig): Filter aus Widerständen, Kondensatoren (und teils Spulen) dämpfen Frequenzbereiche, eine nachgeschaltete Verstärkung gleicht Pegelverluste aus. Klingt oft rund, breitbandig, „musikalisch“.
- Aktiver EQ (minimalphasig): Filter im Gegenkopplungsweg eines Verstärkers. Ermöglicht kompakte, präzise parametrische Designs mit variabler Güte (Q). Flexibel, rauscharm, viel Headroom.
- Linearphasiger EQ (digital): FIR-Filter ohne Phasendrehung im Frequenzgang, aber mit Latenz. Perfekt für chirurgische Eingriffe und Mastering – Achtung auf mögliches Pre-Ringing.
2) Der parametrische Equalizer
Der Standard im Studioalltag – von chirurgisch bis musikalisch. Pro Band steuerst du:
- Frequenz (Hz): Wo greife ich an?
- Gain (dB): Wie stark hebe/senke ich an?
- Güte/Q: Wie breit oder schmal ist der Eingriff?
Praxis-Regel (kein Dogma): Breite Anhebungen (kleines Q) für Tonalität, schmale Absenkungen (großes Q) für Resonanzen.
Gängige Filterformen (Bestandteile eines EQ)
- Bell (Glocke): Anhebung/Absenkung um eine Ziel-Frequenz, Q bestimmt die Breite.
- Shelf (Low/High-Shelf): Tendenzen formen (Wärme/„Luft“), oft mit einstellbarer S-Kurve/„Overshoot“.
- Hoch-/Tiefpass (HP/LP, Lo/Hi-Cut): Unten/oben abschneiden, Flankensteilheit z. B. 12/18/24 dB pro Oktave.
3) Grafischer Equalizer
Feste Frequenzbänder mit Schiebereglern (z. B. 31-Band 1/3-Oktave). Häufig im Live-Bereich zum Einpfeifen von PAs. Im Studio seltener, aber für schnelle, grobe Korrekturen nützlich.
4) Spezielle EQ-Ansätze
- Notch/Kerbfilter: Sehr schmalbandig, ideal gegen Pfeifen/Brummen oder hartnäckige Resonanzen.
- Baxandall-Kurven: Sehr sanfte Shelves (klassisch im Mastering für natürliche Tonalitäts-Shifts).
- Dynamischer EQ: Gain eines Bands reagiert auf Pegel (Threshold). Super bei S-Laute/Schärfen in 2–6 kHz, ohne dauerhaft Höhen zu „rauben“.
5) Arbeiten mit Equalizern – Praxis
- Cut vs. Boost: Subtraktiv aufräumen, additiv färben – am Ende zählt, was besser klingt. Pegelvergleich nicht vergessen.
- Resonanzen finden: Schmalbandig anheben, langsam „sweepen“, Übeltäter identifizieren, gezielt senken – Ergebnis gegenhören.
- Schnell & bewusst: Ohr schonen, Entscheidungen testen, Pausen machen. Referenzen helfen.
- Kontext: EQ nie solo bewerten – immer im Mix. Und: Raumakustik & Monitoring entscheiden mit.
Typische Anwendungen
- Vocals: Mumpf (150–300 Hz) aufräumen, Präsenz (2–5 kHz) dosieren, Luft (10–16 kHz) dezent anheben; bei Bedarf Parallelkompression.
- Drums: Kick Fundament 50–80 Hz, „Click“ 2–4 kHz; Snare „Body“ 150–250 Hz, Snap 3–6 kHz; Transienten beachten.
- Bass: Tiefmitten ordnen (200–400 Hz), Definition 700 Hz–1,2 kHz; mit Kick abstimmen.
- Summe/Bus: Sehr behutsam. Tonalität leicht formen; Limiting gehört an die Summe erst im Mastering (Limiter).
In der Rockmöhre entscheiden Ohren und Kontext – nicht das Auge am Analyzer. Wenn du wissen willst, ob dein EQ-Einsatz dem Song wirklich hilft, meld dich kurz. Wir hören rein und geben ehrliches Feedback.