Wie setzen sich Mixingpreise zusammen?

Tontechniker am Mischpult beim Abmischen eines Songs im Tonstudio

Mixingpreise transparent erklärt – was wirklich hinter dem Tagessatz steckt

„Ein Song mischen? Das macht ihr doch an einem Nachmittag, oder?“
Diese Frage höre ich öfter – und sie ist verständlich. Von außen sieht man nur das fertige Ergebnis, nicht den Weg dorthin. Darum zerlege ich den Prozess einmal Schritt für Schritt. So bekommst du ein klares Bild, warum ein professioneller Mix nicht zum Dumpingpreis zu haben ist – und weshalb er trotzdem jeden Cent wert ist.

1. Vorbereitung & Kommunikation

  • E-Mails & Telefonate: Sound-Referenzen zusammentragen, Ziele klären, Termine abstimmen.
  • Spurensichtung: Sind alle Takes da? Stimmt die Samplerate? Gibt es Clip-Spitzen, Phasendreher, Timing-Issues?
  • Sound-Vision: Genretypische Referenzen anhören, gemeinsam entscheiden, wohin die Reise klanglich gehen soll.

Bereits hier laufen – je nach Projektumfang – locker zwei bis drei Stunden auf die Uhr, bevor überhaupt ein EQ angefasst wird.

2. Technische Checks & (optionales) Editing

Ein sauberer Mix lebt von sauberen Spuren. Ich prüfe Timing, Tuning, Knackser – und spreche offen an, wenn noch Editing nötig ist. Korrekturen wie Vocal-Tuning oder Schlagzeug-Tightening sind Extras; wer sie bucht, spart im Mix später Nerven – und Kosten.

3. Der eigentliche Mixing-Tag

Jetzt wird es kreativ:

  • Balancing: Pegel, Panning, Grund-Lautheit festlegen.
  • EQ & Dynamik: Maskierungen lösen, Druck formen.
  • Raum & Effekte: Delays, Reverbs, Stereobild – alles in Szene gesetzt.
  • Automation: Lautstärke-Fahrten, Effekt-Rides, Stimm-Details.

Ob Metal-Epos mit 80 Spuren oder Akustik-Trio – ein ganzer Arbeitstag (8–10 Stunden) vergeht schnell. Manche Genres brauchen zwei.

4. Mix-Revisionsrunden

Du bekommst den ersten Mixdown, hörst in Ruhe und schickst dein Feedback. Zwei – manchmal drei – Feedbackschleifen sind normal. Kleinere Änderungen (Automations-Feinschliff, Lautstärkeanpassungen) kosten in Summe meist noch einmal ein bis drei Stunden.

5. Versteckte, aber reale Betriebskosten

  • Studiostrom, Klimatisierung, Wartung der Analogkette
  • Software-Lizenzen & Plug-in-Updates
  • Kaffee, Wasser, Snacks – klingt banal, hält aber Ohren & Kopf frisch

Unterm Strich: zwei Arbeitstage pro Song

Addiert man alles, landet ein professioneller Mix schnell bei 16 – 20 Stunden. Rechnet man den Stundensatz gegen, wirkt der Paketpreis plötzlich ziemlich fair – zumal du am Ende ein Ergebnis bekommst, das auf jeder Bühne und jedem Streaming-Dienst überzeugt.

Fazit: Qualität hat Aufwand – aber kein Geheimnis

Guter Sound fällt nicht aus dem Preset-Himmel. Er entsteht durch Zeit, Erfahrung und Liebe zum Detail. Wenn du das nächste Mal ein Mixing-Angebot siehst, weißt du jetzt genau, welche Arbeitsschritte darin stecken. Und falls du deinen Song in fähige Hände geben willst – meld dich. Kaffee geht auf mich.


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